Wie ich nun schon mehrfach betont habe, spielt die Gesundheit unseres Darmes eine zentrale Rolle bei Wohlbefinden und Vitalität.
Dazu eine kleine Anedokte: Meine 5 jährige Tochter lernt gerade Schreiben. Ich muss ihr dann immer mal wieder Sätze vorschreiben und sie kopiert diese. Nun musste ich vor fünf Tagen auf einen Zettel schreiben: "Kann nicht kacken." Ich musste schon sehr grinsen und fragte sie dann, wie sie darauf komme. Ihre Antwort war eher philosophischer Natur, es töne so schön, wenn man das ausspreche. Und ich glaube, sie hatte mit der Grossmutter über dieses Thema gesprochen. Der Zettel wurde dann handlich zurechtgeschnitten und sie trägt diesen momentan mit sich herum. Natürlich musste dieser mit in den Kindergarten.
So wortmalerisch KNK auch ist, nicht so schön tönt es, wenn das tatsächlich ein Problem ist.
Eine Schlüsselrolle beim KNK Syndrom spielen dabei Präbiotika – Nahrungsbestandteile, die das Wachstum von nützlichen Darmbakterien fördern - und nebenbei noch viele andere Dinge machen. Unter den verschiedenen präbiotischen Lebensmitteln sind Flohsamen oder Leinsamen oft gut bekannt, dazu eingelegte Pflaumen, Sauerkraut und viele andere Tricks, meist von unseren Grossmüttern an uns weitergegeben. Schliesslich ist ja am Anfang und am Ende unserer Tage die Verdauung meist ein zentrales Thema. Eltern mit einem 3 Monatskolik Baby wissen Bescheid.
Ballaststoffe helfen. Das wissen nicht nur unsere Grossmütter. Doch welche dieser Ballaststoffe sind denn besser für unsere Darmflora?
Um es einfach zu machen, habe ich mal die Flohsamen genommen als Alltagsballaststoff. Sie sind in der Wirkung vergleichbar mit Leinsamen und ähnlichem.
Flohsamen – Der klassische Ballaststoff
Flohsamen, insbesondere die Schalen, sind für ihren hohen Gehalt an löslichen Ballaststoffen bekannt. Sie absorbieren Wasser und bilden ein gelartiges Substrat, das helfen kann, den Stuhlgang zu regulieren und Verstopfungen zu vermeiden. Dieses Gel kann ebenfalls Giftstoffe und überschüssige Fette aus dem Darm absorbieren, was Flohsamen zu einem ausgezeichneten Detox-Helfer macht.
Jedoch ist bei der Einnahme von Flohsamen Vorsicht geboten: Sie müssen mit viel Wasser eingenommen werden, um eine adäquate Funktion zu gewährleisten und Verdauungsprobleme zu vermeiden. Bei unzureichender Flüssigkeitsaufnahme könnten Flohsamen sogar zu Darmblockaden führen. Viel Wasser, das heisst übrigens einlegen. Am Abend vor dem Essen in genügend Wasser einlegen hilft. Das können dann ruhig mal 300ml Wasser für 10g Flohsamen sein.
Wenn der Wassergehalt nicht stimmt, ist gerade bei Darmproblemen und einer gereizten Darmschleimhaut die Wirkung so, als ob Sie mit Schmirgelpapier einmal durchputzen wollen. Autsch!
Aber zum Glück gibt es eben die Akazie!
Akazienfasern – Die sanfte Alternative
Akazienfasern sind ein weiteres Präbiotikum, das sich durch seine guten Verträglichkeit und vielseitige Einsetzbarkeit auszeichnet. Diese Fasern sind vollständig wasserlöslich und verursachen weniger Gasbildung und Blähungen als andere Ballaststoffe. Ihre feine Konsistenz und Geschmacksneutralität machen sie einfach in den täglichen Speiseplan zu integrieren, ohne Textur oder Geschmack von Speisen zu beeinträchtigen.
Ein weiterer Vorteil von Akazienfasern ist ihre positive Wirkung auf den Blutzuckerspiegel. Sie helfen, die Aufnahme von Glukose zu verzögern, was zu einem stabileren Blutzuckerspiegel führt. Darüber hinaus sind sie besonders effektiv in der Förderung von gesunden Darmbakterien wie Lactobacilli und Bifidobacteria
Welche Wahl treffen?
Die Entscheidung zwischen Flohsamen und Akazienfasern hängt von individuellen Gesundheitszielen und Verdauungseigenschaften ab. Flohsamen sind möglicherweise die bessere Wahl für Personen, die eine stärkere Regulierung ihres Stuhlgangs benötigen und bereit sind, viel Wasser zu trinken. Akazienfasern hingegen bieten eine sanftere Alternative, die weniger wahrscheinlich Blähungen oder andere Verdauungsprobleme verursacht. Letztere sind eben wirklich auch bei sehr gereizten Schleimhäuten einsetzbar. Wichtig ist aber, dass Sie bei akuten Entzündungen, wie z.B. einer Divertikulitis, Colitis ulcerosa oder einem Morbus Crohn in der akut entzündlichen Phase lieber keine Selbstversuche starten. Es gibt meines Wissens nach keine Studien, die zeigen, dass im akuten Schub Ballaststoffe helfen - eher schaden diese.
In jedem Fall ist es wichtig, die Einnahme neuer präbiotischer Lebensmittel schrittweise zu beginnen und die Reaktion des eigenen Körpers zu beobachten. Eine ausgewogene Ernährung, reich an verschiedenen präbiotischen Quellen, unterstützt eine gesunde Darmflora und damit ein gesundes Leben.
Was mir immer sehr hilft bei Therapieplänen sind Darmanalysen, sei das nun das Mikrobiom, Entzündungsstatus oder "leaky gut", also eine durchlässige Darmschleimhaut. Zudem können wir Fruchtzuckerprobleme, Dünndarmfehlbesiedelung usw. sehr gut abklären.
Die beste Aussage: Vorbeugen und Nachsorgen mit Ballaststoffen gehört einfach zu einem gesunden Darm mit dazu!
Dann heisst es nämlich: Kann gut kacken!
Herzlichst, Ihr
Dr. René Lüchinger